Wappen
/ crest Podlewski
14. 5. 1863
Immer heftiger und grausamer entwickeln sich die Kämpfe in Polen.
Nicht zuletzt aufgrund der Gegensätze zwischen den konservativ-aristokratischen
und den demokratischen Kräften der polnischen Patrioten jedoch bricht
der Aufstand schließlich im Herbst zusammen. Die militärische
Überlegenheit der Russen, Verbannung nach Sibirien, Vermögensbeschlagnahmen
und die Erschießungen führender Freiheitskämpfer wie die
des Sigismund Podlewski in Plock, verfehlen nicht ihre Wirkung. Zur Zeit
des folgenden Berichtes aus dem Juni 1863 aber ist der Mut der Polen noch
ungebrochen.
>Je mehr der polnische Aufstand eine social-demokratische Färbung
annimmt, um so mehr entfernt sich die höhere Aristokratie von demselben
und zwar ebenso in Polen selbst, wie in Galizien, Posen und im Auslande.
Ihr Werk war die Dictatur von Langiewicz gewesen. Der Dictator erlag nicht
den Russen, sondem dem Widerstreben der Demokraten, seitdem macht die gegenseitige
Entfremdung Fortschritte Trotz dieser inneren Zerwürfnisse und fast
beständiger Niederlagen dauert der Aufstand fort. An der krakauer
Grenze ist es vornehmlich Boncza, der mit seinem Reitergeschwader in beständiger
Bewegung ist und, unterstützt von mehreren kleinen Freischaren, die
Russen unaufhörlich in Athem hält. In den Bezirken von Sandomir
und Radom streifen Chachowski und Lopacki herum. Im Gouvernement Lublin
operiren Lelewel, weiter westlich die kleinen Abtheilungen unter Rucki,
Wisniowski und Koskowski. In Podlachien umschwärmt eine Freischar
die Eisenbahn. Im Gouvernement Plock versucht Sokolnicki die Banden zu
reorganisiren, welche früher von Mystowski und Fricze befehligt wurden.
Podlewski - Vater des in Plock erschossenen Führers - hat eine Niederlage
erlitten, und in Zitomir wurde der gefangene Anführer Choinski erschossen,
doch sind drei neue Freischaren, jede etwa 1000 Mann stark, in das kijower
Gouvernement und den Bezirk von Zitomir eingedrungen. Aus alledem geht
mindestens so viel hervor, daß der Muth der Polen noch ungebrochen
ist und der Kampf in allen Theilen des polnischen Gebiets unter russischem
Scepter fortgesetzt wird. « 27.6.1863
die Erschießungdes Sigismund Podlewski in Plock
=======================================================================================================
Die Digitalisierung schreitet
voran, und bringt hier und da erstaunliche Erkenntnisse, so fand ich
Jahr 2020 bei erneutem Stöbern
Wer sich mit den Podlewski's anlegte musste mit schlimmen Folgen rechnen:
Hier ein Steckbrief aus
Der Wächter, Polizeiblatt für Mecklenburg
Begründet von wailand Criminalrath C. A. Ackermann in Bützow.
Herausgeber und Redakteur:
E. H. Ackermann, Polizeirath,
Ministerialsekretär in Schwerin.
Schwerin, 1891.
Schwerin, am 6. Februar 1891.
[...]
3. Podlewski, Stanislaus, s. Ochmatow (zul. Nr. 101, Jg. 80), seit dem
2. December vor. Js. auch diesseits steckbrieflich verfolgt, welcher
dringend verdächtig ist, am 18.November vor. Js. den Russischen
General Seliverstow zu Paris ermordet zu haben, ist 33 Jahre alt, sieht
jedoch erheblich älter aus, er ist 1,70 bis 1,72 m groß,
sehr mager, mit vorstehenden Backen- und Augenhöhlenknochen, mit
tief liegenden schwarzen, an den Rändern vielleicht wie von
Ermüdung etwas gerötheten Augen, mit schielendem
bösartigen durchdringenden Blick. Er hat schlechte Zähne,
sein Haar ist dunkelbraun, fast schwarz, schlecht gepflegt, etwas
aufrecht stehend, war zur Zeit der That ziemlich lang, auch trug er
damals einen ziemlich langen zugespitzten, ziemlich dünnen
Schnurrbart.
Er sieht krankhaft aus, wie ein Schwindsüchtiger, sein Gesicht ist unrein und leidet an nervösen Zuckungen, seine Stimme ist rauh und hart. Er spricht mehrere Sprachen, Französisch aber schlecht. Seine Kleidung von dunkler Farbe war sehr abgetragen. Geldmittel wird er wenig besitzen. lR. H. Nr. 108. 90). — Schwerin, den 2. Februar 1891. Der Erste Staatsanwalt. Gisseuig.
[...]